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Oftmals hören wir in unserem Arbeitsalltag – besonders bei neu amputierten Menschen – Wunschäußerungen wie:
„Ich möchte die teuerste Prothese haben“.
Ein verständlicher Wunsch – wenn wir davon ausgehen, dass das teuerste auch gleichzeitig das beste Produkt ist.
Doch können wir diese Aussage einfach auf die Welt der Prothetik übertragen?
Ganz einfach: die Antwort liegt in den Anwender*innen selbst.
Grundvoraussetzungen, Versorgungsziele, Bedürfnisse und persönliche Vorlieben sind bei jeder amputierten Person verschieden.
Die Beachtung dieser unterschiedlichen Aspekte der amputierten Person führen letzendlich zu einer individuellen Auswahl an Prothesenpassteilen, die auf die Person zurechtgeschnitten ist und dann zumeist die „beste“ Prothese darstellt.
So spielen u. a. folgende Aspekte eine Rolle:
● die körperliche Fitness
● die Stumpfverhältnisse
● die persönlichen Ziele
● das Versorgungsziel
● der geplante Verwendungszweck
● die persönlichen Vorlieben
Schauen wir uns das einmal genauer an:
Um eine Prothese richtig nutzen zu können, benötigen Anwender*innen die körperlichen Grundvoraussetzungen,
diese anzusteuern.
Jede Person ist aufgrund von Gesundheit, dem Alter o. ä. unterschiedlich aktiv. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich die Bedürfnisse, die an die Prothese gestellt werden unterscheiden.
Ein junger Mensch hat oftmals einen größeren Wunsch sich aktiv zu bewegen, als ein Mensch gehobenen Alters, der die Prothese etwa für Transferzwecke benötigt und eher das Bedürfniss nach Sicherheit hat.
Diese Aktivitätsniveaus werden in sog. Mobilitätsgrade eingeteilt.
Hersteller nutzen die Mobilitätsgradeinteilung, um Emphelungen für ihre Prothesenpassteile auszusprechen.
Mobilitäsgrade reichen von 0, einer nicht gehfähigen Person über 1, 2, 3 mit steigender Aktivität bis hin zu Mobilitätsgrad 4, einer hochaktiven Person.
Die Aktivität des Individuums gibt also vor, welche Prothesenpassteile in Frage kommen können.
Welche Prothesenteile zum Einsatz kommen, hängt auch von der jeweiligen Stumpfsituation ab.
Ein muskulärer, mittellanger Stumpf mit ausreichender Weichteildeckung, kann mit anderen Prothesenkomponenten versorgt werden als etwa ein ultrakurzer, knöcherner Stumpf.
Ebenso entscheidend ist das individuelle Schmerzempfinden, welches die Versorgung beeinflussen kann.
Nicht außer Acht zu lassen ist das persönliche Ziel, welches erreicht werden möchte. Neben den psychologischen Aspekten dieses Ziels, möchten Anwender*innen eine Prothese nutzen, die sie an diese Ziele näher bringen kann.
Natürlich geht es bei den Versorgungszielen immer um das Zurückerlangen verloren gegangener Fähigkeiten. Diese unterscheiden sich von Person zu Person.
Eine Prothese zu therapeutischen Zwecken zur Mobilisierung und Erhaltung der Geh- und Stehfähigkeit zu nutzen ist ein anderes Ziel, als etwa die Reintegration in das Berufleben und die Teilhabe am gesamten gesellschaftlichen Leben.
Die meisten Prothesen werden dazu benutzt, den Alltag mit all seinen Facetten bestmöglich meistern zu können.
Daneben gibt es aber noch eine Reihe anderer Verwendungszwecke für Prothesen, so unter anderem wasserfeste Prothesen für den Nassbereich, da Alltagsprothesen zumeist nicht wasserfest sind.
Ebenso gibt es spezielle Sportprothesen, mit denen man u. a. Laufen, Sprinten und Springen kann.
Auch besondere Arbeitsprothesen sind denkbar.
Jeder Verwendungszweck stellt andere Herausforderungen an die Prothese, dementsprechend unterschiedlich kann hier „Die beste Prothese“ aussehen.
So unterschiedlich persönliche Vorlieben und Wünsche sind, so unterschiedlich sind auch die individualisierten Prothesen.
Ob es nun das äußere Erscheinungsbild, die Eingenschaften der Prothesenkomponenten selbst, oder die Gewohnheiten der Anwender*innen sind, die zu einer speziellen Prothesenversorgung führen, das Ergebnis ist immer höchst einzigartig.
Wir stellen fest: den einen heiligen Gral der Prothesen gibt es nicht, vielmehr eine Vielzahl von heiligen Gralen, die sich den Bedürfnissen
der Anwender*innen unterwerfen. Der Preis einer Prothese ist hierbei nicht unbedingt ein Garant dafür, die bestmögliche Versorgung zu erhalten.
„Die beste Prothese ist die, die optimal auf die individuellen Bedürfnisse von Anwender*innen zugeschnitten sind.“